Da ich heute früh lese, dass gestern im nicht-öffentlichen Teil der Sitzung des Akadmenischen Senats der Präsidentin Geraldine Rauch ein 24h Ultimatum gesetzt wurde - sie soll über ihr Schicksal selber entscheiden - veröffentliche ich diesen Text inhaltlich unverändert:
Als Alumni und Absolvent der TU Berlin und Berliner MdB (13-17), dessen Schwerpunkt die Forschungs- und Wissenschaftspolitik war, erlaube ich mir in der causa der Präsidentin Prof. Geraldine Rauch ein Urteil:
Präsidentin Geraldine Rauch sollte ihr Amt zur Verfügung stellen!
Insbesondere die Beurteilung des Antisemitismusbeauftragten der TU Berlin, Prof. Uffa Jensen, des Likes eines Posts eines Pseudonym-Agitations-Accounts als „inakzeptabel“ und „falsch“ ist für mich zentral!
Der mehr als lahme Verweis auf den angeblich „sachlichen“ Text, auf den sich der Like vor allem bezogen haben soll, hält nicht, denn als Präsidentin einer deutschen Universität muss Geraldine Rauch sich der Sensitivität von öffentlichen Äußerungen, gerade auf Social Media, gerade auf X bewusst gewesen sein.
Dass insbesondere in einer Situation, wo es zum Krieg in Gaza, der durch den furchtbaren Grossterrorangriff der Hamas auf die israelische Zivilbevölkerung am 7. Oktober angefangen wurde und von Seiten der Hamas weiterhin mit Selbstmordattentäter- und Märtyrer-Mentalität sowie rücksichtslosem und feigem Verstecken hinter der eigenen Bevölkerung durchgezogen wird, ein Krieg, der auch massiv über mediale Bilder, Berichte und Deutungen geführt wird, dass also in einer solchen Situation, wo die Campi der großen Universitäten der freien, westlichen Welt, insbesondere in Amerika, aber auch in Europa und Deutschland zum zweiten medialen Kampfplatz werden, dass in einer solchen Situation jegliche Positionierung einer deutschen Professorin und Unipräsidentin von ungeheurerer Wichtigkeit ist, erklärt sich selbst.
Zum guten Schluss steht Präsidentin Rauch nicht irgendeiner deutschen Hochschule vor, sondern der TU Berlin, einer der größten, wenn nicht die größte technische Hochschule in Deutschland - eine Hochschule in der deutschen Hauptstadt, deren Traditionslinie sehr technisch und lange auch sehr männlich geprägt war.
Eine Hochschule, deren bewusster Traditionsbruch und Neugründung nach tiefer Verstrickung in das NS-Verbrechensregime notwendig und zwangsläufig war.
Und auch eine Institution, die selber im Zentrum des Krieges stand, der im Kampf um die Reichshauptstadt Berlin mit der Befreiung Europas und Deutschlands von der Geisel des NS-Verbrecherregimes endete. Ein Ende mit Schrecken auch für die Zivilbevölkerung und sicherlich für viele Studenten und Mitglieder des Lehrkörpers der Vorläuferhochschule der TUB von denen aber sicherlich ein nicht unerheblicher Teil, wie der das gesamte Land, aber vielleicht im universitär-technisch geprägten Umfeld der Reichshauptstadt Berlin doch eher überdurchschnittlich noch fanatisiert bis zur letzten Patrone das Regime und seine Verbrecherregierung unterstützt hat - die Technische Hochschule war Teil der „Zitadelle Tiergarten“ und hatte somit sogar auch eine direkte militärische Bedeutung.
Der Sieg über NS-Deutschland und die damit einhergehende Befreiung von dem Terror- und Mordregime zuerst in Charlottenburg und dann etwas später mit der Eroberung des Reichstages und der Reichskanzlei vier Kilometer von der TUB die Ost-West-Achse nach Osten hat nicht nur die Verfolgung und Ermordung von Jüdinnen und Juden in Berlin und Deutschland beendet, sondern war auch ein wichtiger Meilenstein für die Gründung des Staates Israel drei Jahre später als direkte Lehre aus der Shoah, der von NS-Deutschland geplanten und betriebenen Vernichtung allen jüdischen Lebens auf der Welt.
All dies zusammen verdichtet sich zu der von mir getroffenen Einschätzung:
Präsidentin Rauch: Bitte stellen Sie Ihr Amt zur Verfügung
Zwar ist es ein bitterer Abbruch der ersten Präsidentschaft einer Frau an der TU Berlin, aber aus meiner Sicht ist der Schritt notwendig, übrigens auch für Prof. Geraldine Rauch persönlich, deren akademische oder wissenschaftspolitische Karriere nach einem selbst vollzogenen Rücktritt nicht zu Ende sein muss.
Eine Abwahl oder ein langes Festkrallen am Amt mittels Blockademinderheiten im akademischen Senat wäre dagegen sowohl für Geraldine Rauch, als auch ihre Unterstützer und die TU Berlin insgesamt verheerend.
Und würde das Zwangsläufige nur hinauszögern.
Philipp Lengsfeld
Alumni der TU Berlin und Berliner MdB (13-17)